200
Fünftee Abschnitt.
Uebrkge seines Gehirns eben nicht viel: aber sich
geltend zu machen, sich ein Ansehn zu geben — darin
war es der erste Kops von Europa. — Frei, frei,
Herr Direktor.' Bescheidenheit ist mir lieb; aber
Las, was man Demuth nennt — —? unerträg-
lich ----- Um zur Sache zu kommen: Was macht
die vornehmste adeliche Pension auf dem Gymnasium ?
Der Direktor. Die vornehmste?— Das
ist verschieden, Jhro Durchlaucht.
Der Fürst. Aber so im Ganzen.' soohngefahr?
Der Direktor. Ohngefahr? — Zwischen
drei und vierhundert.
Der Fürst. Was es sey! Ich habe hier
einen Knaben, den ich hinaufgeben will : und es ven
steht sich, wenn ich gleichsam sein Vater werde, daß
ich ihn nicht schlechter halten kann, als der bese
Edelmann seinen Sohn hält. Doch, das Wich-
tigste noch! Wer führt die Aufsicht über die Knaben ?
Der Direktor. Die Lehrer, Jhro Durch-
laucht.
Der Fürst. Wackre Männer vielleicht! aber
ich kenne sie nicht. — Sie allein, Herr Direktor,
kenne ich, und hätte Vertrauen ;u Ihnen — Wür-
den Sie wohl, wenn ich Sie bate---------
Der Direktor (beschämt.) Jhro Durch-
laucht!
Der Fürst. Würden Sie wohl die unmittel-
bare Aufsicht über dieses Kind übernehmen?
Der Direktor. Es ist ja meine Pflicht,
Jhro Durchlaucht.
Der Fürst. Nein! Als Pflicht will ich es
nicht betrachtet haben. — Würden Sies gerne;
würden Sies mit Vergnügen thun?
Der Direktor (sich verbeugend.) Ich finde
in meiner Pflicht mein Vergnügen.
Der Fürst. Wohl! und es ist natürlich, daß
ich mich erkenntlich dafür beweise. — (zu dem Edel,
knaben, indem er ihn bei der Hand nimmt.) Komm
her, Klemer! Komm! Du siehst, das ist ein lieb-
reicher, freundlicher Mann, zu dem ich dich führe.
Hättest du wohl Vertrauen zu diesem Manne?
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Pelplin, den 8. Mai 1880.
Aas in dem Verlage von H. F. Boenig in Danzig unlängst erschienene
„Lesebuch für katholische Volksschulen nebst einem Anhang: Deutsche
Sprachlehre, Rechtschreibung und Wörterverzeichnis"
ist hier durchgesehen morden, und können mir die Erklärung abgeben, daß
dasselbe nichts enthält, was dem katholischen Glauben und der christlichen
Sitte zuwider wäre.
Bischöfliches General-Vikariat-Amt von Culm.
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Br»uisüc!i.yei3
$chulbucno>i>ii^1hdi
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
1877 -
Ruhrort
: Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
Auflagennummer (WdK): 28
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
Geschlecht (WdK): koedukativ
27£
an der Saar und bei Aachen), Braunkohlen (Brandenburg und Sachsen),
Eisen (Rheinprovinz, Westfalen, Hessen-Nassau, Hannover und Schlesien) und
Zink (Rheinprovinz, Westfalen und Schlesien). Sehr viele Bewohner beschäf-
tigen sich aber auch mit Verfertigung von Leinen und von Waaren aus
Metallen, Wolle, Baumwolle, Seide und mit der Bereitung des
Leders. Die meiste und schönste Leinwand wird im Riesengebirge, in Hannover
und bei Bielefeld*) in Westfalen gemacht. Ueberall, wo Eisen und Stein-
kohlen gefunden werden, befinden sich viele Eisengießereien. Walzwerke, Metall-
waarenfabrikcn u. s. w., also besonders in Oberschlesien, Westfalen und am Rhein.
In der Verfertigung von Metallwaaren, namentlich von Stahlwaaren, zeichnen
sich besonders die Städte Solingen, Remscheid, Aachen und Iserlohn
mit ihrer Umgebung aus. Der Hauptsitz der Tuch-, Baumwollen-, Seide und
Lederbereitung ist die Rheinprovinz, und zwar der Tuchwaaren in der Gegend
von Aachen und Lennep, der Baumwollenzeuge das Wupperthal und der
Kreis Gladbach, der Seidenwaaren Krefeld und E lb erfe ld und des Leders
Mülheim a. d. Ruhr und Malmedy. Gutes Tuch, wenn auch nicht so
feines wie in der Rheinprovinz, wird in der Lausitz, in Schlesien und in der
Provinz Sachsen gemacht.
4. Kandel. Durch das ganze Preußenland hin ist in allen großen und
in vielen mittelgroßen Städten neben der Arbeit in allerlei Gewerken auch der
Handel in voller Blüthe. Viele Waaren werden in's Ausland verkauft und
dagegen andere wieder eingekauft. Theils in den See-Hafenstädten Memel,
Königsberg, Elbing, Danzig, Stettin, Stralsund, Kiel,Altona,
Harburg, Emden u. a., theils in den Städten Berlin, Frankfurt a. d. O.,
Breslau, Görlitz, Liegnitz, Posen, Magdeburg, Erfurt, Halle,
Hannover, Frankfurt a. M., Minden, Münster, Dortmund, El-
berfeld, Barmen, Düsseldorf, Aachen, Köln, Koblenz, Trier,
Saarbrücken, Essen, Mülheim a. d. Ruhr, Duisburg, Ruhrort,
Wesel, Emmerich u. s. w. ist großer Handelsverkehr.
5. Verkehrswege. Sowohl die Flußschifffahrt, als auch die zahlreichen
Landstraßen (Chausseen) und Eisenbahnen vermitteln und erleichtern diesen
Handel. Von Berlin aus ziehen sich nach allen Richtungen hin Eisenbahnen
bis an die entferntesten Theile des Landes, nach Königsberg, nach Stettin,
nach Hamburg, nach Posen, nach Schlesien, über Magdeburg und
Hannover nach Köln und Aachen, über Halle und Erfurt nach Kassel
und Frankfurt a. M. Außerdem giebt es noch viele kleine Bahnen in den
Provinzen; namentlich ist die Rheinprovinz reich an Eisenbahnen.
6. Schulen. Fast kein Land in der Welt hat so gute und verhältnißmäßig
so viele Schulen, wie Preußen. Es bestehen gegenwärtig 9 Universitäten oder
Hochschulen, auf welchen die Geistlichen, Aerzte, Rechtsgelehrten und Lehrer an
höheren Schulen gebildet werden. Diese 9 sind: Berlin, Bonn, Breslau,
Greifswald, Halle a. d. S., Königsberg, Göttingen, Marburg
und Kiel. — Preußen hat ferner viele Schullehrer-Seminare, auf welchen die
Volksschullehrer ihre Bildung erhalten, und mehr als 30,000 Elementar- oder Volks-
schulen. Außerdem bestehen noch viele andere höhere Lehranstalten, als Gymna-
sien, Real- und höhere Bürgerschulen, Gewerbeschulen, Ackerbauschulen u. s. w.
7. Laudesverlheidigung. Außer dem Heere und der Kriegsflotte (Seite 266)
dienen zur Vertheidigung des Landes auch die Festungen. Sie sind meistens
mit Wassergräben, Wällen und starken, mit Schießscharten versehenen Mauern
umgeben. Gewöhnlich liegen sie auf schwer zu ersteigenden Bergen (Felsen-
Festungen), wie das zu Koblenz gehörige Ehrenbreit st ein, oder an Flüssen
und am Meere. Preußens Festungen am Meere (an der Ostsee) sind: Pillau,
Königsberg an der Mündung des Pregel, Danzig a. d. M. der Weichsel.
Folgende Festungen liegen an Flüssen und zwar 1. am Rhein: Koblenz, Köln,
Wesel; 2. an der Elbe: Torgau, Magdeburg; 3. an der Oder: Glogau,
Küstrin. Außerdem an Nebenflüssen: Saarlouis an der Saar, Spandau
') Gieb bei jeder dieser Stüdte an, in welcher Provinz sie liegen.
Lesebuch für Volksschulen.
18
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Ili
Dort ist ein Haus, in welchem Armut und bittere Not und dazu noch Un-
friede zwischen Mann und Frau, zwischen Eltern und Kindern herrscht. In das
Haus geht einer, der Pastor oder ein anderer, und lehrt Eltern und Kinder die
Gebote Gottes und ermahnt sie in Ernst und Liebe und bringt die Kinder in die
Schule und schafft dem Manne Arbeit und lehrt ihn, wie er's ansangen soll, von
seinem Verdienste zu sparen. Und er bleibt manchmal eine Abendstunde bei ihnen,
wenn der Mann von der Arbeit kommt, und spricht mit allen ein freundlich Wort,
daß sie wieder Freude bekommen aneinander, und daß ins Hans Friede einkehrt.
Und er ermahnt sie, wieder in die Kirche zu gehen und zum heiligen Abendmahl.
So kommt Gottes Segen in das Hans — und das geschieht durch die innere
Mission.
Willst du noch mehr hören? Hier laufen Bettelkinder umher, die im Elende
umkommen, dort andere, die in Gottlosigkeit versunken sind, und niemand hilft
ihnen. Die Christenliebe aber sammelt die Unglücklichen und baut ihnen Häuser
und erzieht sie in Gottesfurcht und pflanzt das Evangelium unter sie, daß sie zu
neuen Menschen werden. Das ist die innere Mission.
Nach den „Fliegenden Blättern des Rauhen Hauses."
185. August Hermann Francke.
Vor einem der Thore in Halle an der Saale steht ein hohes Gebäude, das
über seinem Eingang die Inschrift trägt: „Die auf den Herrn harren, kriegen
neue Kraft, daß sie auffahren mit Flügeln wie Adler." Vor diesem Hanse sieht
man ein Denkmal. Dasselbe stellt einen Mann dar, der 2 Kinder zur Seite hat;
das eine sieht nach oben und betet, das andere hat in der Hand eine Bibel, die
es ans Herz drückt. Dieser Mann ist August Hermann Francke, der Gründer des
halleschen Waisenhauses. Er lebte zur Zeit des ersten Königs in Preußen und
war Professor an der Universität Halle und zugleich Prediger in der Vorstadt
Glaucha. An jedem Donnerstage kamen die Armen zu Francke, um sich milde
Gaben ' zu holen. Bei dieser Gelegenheit nahm er sie mehrmals mit ins Haus
und unterredete sich mit ihnen über den Katechismus; aber er fand bei allen, na-
uientlich bei den Kindern, eine grenzenlose Unwissenheit. In seiner Wohnung
hatte Francke eine Geldbüchse für die Armen äufgestellt. Eines Tages legte jemand
ans einmal 4 Thaler 16 Groschen in diese Büchse. Voller Freude sprach Francke:
„Das ist ein ehrlich Kapital, davon muß man etwas Rechtes stiften; ich will eine
Armenschule damit anfangen." Er kaufte etliche Bücher und nahm einen armen
Studenten an, der die Kinder täglich zwei Stunden unterrichten sollte. Die Bettel-
kinder nahmen die Bücher mit herzlicher Freude, aber — sie kamen nicht wieder.
Francke ließ sich jedoch durch den ersten mißlungenen Versuch nicht abschrecken; er
kaufte neue Bücher und ließ die Kinder in seinem Hanse unterrichten. Die Zahl
der Kinder mehrte sich schnell. Da aber Francke sah, daß außerhalb der Schule
diel tvieder an den Kindern verdorben umrde, so kam ihm der Gedanke, die Kinder
ganz und gar in Kost und Pflege zu nehmen, und dies war die erste Veranlassung
zu dem Waisenhause, das er erbaute. Als er's anfing, hatte er nicht das geringste
Geld in Händen; aber er hatte ein großes Gottvertrauen im Herzen und die
st'ste Zuversicht, daß Gott weiter helfen werde. Und diese Hoffnung hat ihn nicht
betrogen.
Er wollte mit dem Waisenhanse klein anfangen, zuerst nur mit einer Waise,
weil es ihm an Geld fehlte; aber es wurden ihm in kurzer Zeit nenn angemeldet,
und er nahm sie alle an. Nun hatte er zwar ein kleines Kapital empfangen, von
dessen Zinsen er arme Kinder erziehen sollte, aber die Zinsen reichten nicht hin;
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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Extrahierte Personennamen: Ernst Hans_Friede Hans_— August Hermann_Francke August Hermann_Francke Francke Francke Francke Francke Francke
156. August Hermann Francke.
223
ganzen verderbten Umgebung hinwegnchmen und ihr junges
Leben in eine strenge und thätige Ordnung bringen. Aber
wie sollte man dazu die Mittel sinden? „Bei Gott ist kein
Ding unmöglich." — Schon stand der Gedanke fest in
Franckes Seele, zur Errettung dieser verlassenen Kinder
ein großes Waisenhaus zu erbauen. Silber und Gold
hatte er nicht, aber er hatte, was mehr ist, einen un-
erschütterlichen Glauben an den, der auch der Witwen und
Waisen Vater sein will.
Vor einem Thore in Halle steht jetzt ein hohes Ge-
bäude, das über seinem Eingänge die Inschrift trägt: „Die
auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft re." Dieser
Eingang führt durch das Vordergebäude in einen sehr
langen Hof, in eine wahre Straße, auf deren beiden Seiten
hohe Häuser stehen. Hier erblickt man ein Waisenhaus für
arme Kinder, eine Erziehungsanstalt für Kinder aus höheren
Ständen, eine lateinische und eine Realschule, Bürgerschulen,
eine Buchdruckerei, eine große Buchhandlung, eine Apotheke,
viele Wirtschaftsgebäude und Gärten. Und am Ende der
Straße steht Franckes Standbild; in Priesterkleidung segnet
er zwei Waisenkinder. Ja, das alles ist entstanden aus
Franckes gesegneter Arbeit. In seiner Wohnung hing eine
Armenbüchse. Einst legte eine fromme Frau 7 Gulden
(12 Mark) auf einmal hinein. „Das ist ein ehrlich Kapital,"
sprach Francke, „davon muß man was Rechtes stiften; ich
will eine Armenschule damit ansangen." Und diese Armen-
schule war der Grundstein zu den großen Franckeschen
Stiftungen in Halle. Wie war aber solch großes Werk
dem armen Pfarrer möglich? Nun, der Herr half ja mit-
bauen, indem er die Herzen seiner Gläubigen rührte, daß
sie reiche Gaben zum frommen Werke spendeten. Francke
sagt selbst: „Zum Baue des Waisenhauses mußte ich von
Woche zu Woche von der guten Hand Gottes erwarten,
was sie darreichen würde." Einmal war äußerster Geld-
mangel. „Da ich bei schönem Wetter ausgegangen war,"
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
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Extrahierte Personennamen: August Hermann_Francke Franckes Franckes Franckes Francke Francke
274 189. Johann Michael Sailer.
Schon nach vier Jahren strahlten Name und Ver-
dienst Sailers in verjüngtem Glanze. Er wurde wieder
als Lehrer angestellt und zwar zu Ingolstadt, wo er
schon 20 Jahre früher thätig gewesen war. Und als im
folgenden Jahre die ganze Universität nach Landshut
verlegt wurde, zog Sailer mit und wirkte hier noch
21 Jahre. Inzwischen verbreitete sich sein Ruf durch
alle Lande; die einsichtsvollsten Fürsten der dama-
ligen Zeit, unter diesen insbesondere auch Friedrich
Wilhelm Iii. von Preussen suchten den edlen Priester
und grossen Gelehrten für ihre Hochschulen zu gewinnen.
Er aber schlug die glänzendsten Anerbietungen aus, um
an der ihm anvertrauten Stelle für sein besonderes
Vaterland wirken zu können. Seine grosse Gelehrsam-
keit und tiefe Frömmigkeit waren auch die Ursache,
warum von allen Seiten strebsame Gelehrte und gottes-
fürchtige Christen aus allen Ständen engere Verbindung
mit ihm anknüpften. Solche Verbindungen wurden noch
besonders erleichtert und erweitert durch die Reisen,
welche Sailer jedes Jahr in den Ferien zu machen pflegte.
Unter den vielen Schülern und Verehrern Sailers ist
besonders auch noch zu nennen der als Jugendschrift-
steller so berühmt gewordene Christoph v. Schmid.
Im Herbste 1821 legte Sailer sein vieljähriges Lehr-
amt nieder und folgte einem Rufe als Domkapitular nach
Regensburg. Im folgenden Jahre wurde er zum Bei-
geordneten des Bischofs von Regensburg ernannt, im
Jahre 1829 endlich zum Bischöfe von Regensburg er-
hoben. Was der edle Mann in den 10 Jahren seines
bischöflichen Amtes trotz seines hohen Alters noch
Gutes gewirkt, wird unvergesslich bleiben. Übermüdet
in seinem heiligen Eifer für die Kirche und für die
Menschheit, hat er das ganze Bistum, oft auf abgelegenen
beschwerlichen Wegen, bereist, um überall selbst nach-
zusehen und das Nötige anzuordnen.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Johann Michael_Sailer Sailer Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Sailer Christoph_v Schmid Sailer
190. Ein Brief Sailers an die Kinder seiner Schwester. 275
Sailer starb im Jahre 1832, wie er gelebt hatte,
einschlummernd im Gefühle der Gegenwart Gottes.
Von seinem hohen Gönner und dankbaren Schüler,
König Ludwig L, erhielt Sailer zu seinem achtzigsten
Geburtstage das Grosskreuz des Zivilverdienstordens mit
folgendem eigenhändigen Schreiben:
München, den 12. November 1831.
Lieber, innigstgeschätzter Sailer!
Bayern wünsche ich Glück, dass es Sie achtzig
Jahre besitzt, wünsche, dass es Sie noch lange in der
fortwährend segensvoll wirkenden Geisteskraft besitzen
möge. Als Merkmal meiner Gesinnung, meiner Gefühle
für Sie, empfangen Sie, der Verdienstreiche, das Ver-
dienstordens - Grosskreuz. Auf solch treuer Brust zu
glänzen, das erhebt den Orden. Ja, treu dem Guten
hat sich Sailer bewährt in allen Lagen des Lebens;
zu jeder Zeit leuchtete er wohlthätig, in den Jahren der
Finsternis, die der Wahn für Licht ausgab, und segens-
voll wirkten Sie auf künftige Geschlechter durch die
Männer, welche Sie bildeten, und die andere bilden
werden in gleicher Gesinnung. Leben Sie lange Jahre
noch für Staat und Kirche fort! Dieses wünscht der
Ihren hohen Wert, mein sehr geehrter Herr Bischof,
erkennende Ludwig.
(Nach M. Brühl u. a.)
190. Km Mrief Sailers an die Kinder seiner Schwester
Marianne Seih. f
(Geschrieben 1802, eint 8. Tage nach dem Tode der Schwester.)
Die Euch liebte bis in den Tod, sie ist nicht mehr.
Sie schlief so sanft ein, wie Kinder auf dem Arme der
Mutter einschlummern. Sic trug Euch beständig in ihrem
mütterlichen Herzen und betete für Euch Tag und Nacht.
Nun ist sie von ihren Gebeten weggeholet und hat Besitz
genommen von der Wohnung, die ihr Jesus Christus in
18*
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Extrahierte Personennamen: Sailer Ludwig_L Ludwig Sailer Sailer Ludwig Ludwig Mrief_Sailers Marianne_Seih Jesus_Christus
157. Heinrich Braun.
669
das Wohl seines Volkes so väterlich besorgten Kurfürsten
Maximilian Joseph rief ihn 1765 nach München, um ihm
in der Heimat Gelegenheit zu geben, seine reichen Kennt-
nisse im Dienste des Vaterlandes zu verwerten.
In den ersten Jahren seines Münchener Aufenthaltes
beschränkte sich Brauns Thätigkeit, welchem das Kanonikat
zu U. L. Frau übertragen worden war, hauptsächlich auf
Vorträge über deutsche Sprache und Dichtkunst au der neu-
errichteten Akademie der Wissenschaften. Erst als ihn nach
einiger Zeit das Vertrauen seines Laudesherrn zur Ver-
besserung des Schulwesens in hohe Ämter berief, trat er
in den Wirkungskreis ein, dem er fortan seine ganze Kraft
widmete.
Bis dahin sah es um den Unterricht der Jugend in
Bayern traurig aus. Es fehlte an Lehrern, an Schul-
häusern, an brauchbaren Lehrbüchern und vor allem auch
an Lust und gutem Willen, sich mit dem Schulunterricht
ernsthaft zu befassen. In all diesen Stücken hat Braun
unermüdlich an einer Besserung der Zustände gearbeitet.
Er stellte Lehrpläne auf, verfaßte Schulbücher, sorgte nicht
nur für die Ausbildung, sondern auch für eine bessere Be-
soldung der Lehrer und ließ sich in seinen Bestrebungen
auch dann nicht entmutigen, als ihm allerlei Hindernisse
in den Weg traten. Das Gute und Edle wird ja selten
in der Welt unumwunden anerkannt und gewürdigt.
Schmähungen und Verleumdungen aller Art wurden auf
ihn gehäuft, und selbst seine alte Mutter litt unter den-
selben so sehr, daß nur des Kurfürsten Maximilian Joseph
Versicherung, er schütze in ihrem Sohne einen seiner treuesten
Diener, sie beruhigen konnte.
Es zeugt für den kernhaften Charakter des Mannes,
daß er sich in all diesen Lagen die einfache Natürlichkeit
seines Wesens bewahrte. Eingedenk seiner Herkunft, war
er in den einflußreichen Ämtern, die er bekleidete, allezeit
redlich bemüht, das Beste des Volkes zu fördern, und wo
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Braun Heinrich Maximilian_Joseph Maximilian Brauns Maximilian_Joseph Maximilian
660
153. Pctcr der Große.
des ungeheueren Reiches gebracht, so trat er, von Wißbegierde
getrieben und aller Zeichen seiner kaiserlichen Würde ent-
kleidet, eine Reise durch Deutschland, Holland und England
an. In Deutschland suchte er von den Gelehrten zu lernen
und besuchte gern ihre Hörsäle. In Holland trat er als
Schiffszimmermann unter dem Namen Peter Michaelas in
die Lehre und vollendete mit eigener Hand ein Kriegsschiff
mit 60 Kanonen, das er nach Archangel sandte. Auch
Chirurgie erlernte er hier, und er hat nachmals manchen
Zahn ausgezogen und manchen Wassersüchtigen angezapft.
Von Holland ging er nach England, um das englische See-
wesen kennen zu lernen, und äußerte bei dieser Gelegenheit,
er möchte ebenso gern englischer Admiral, als russischer
Kaiser sein.
Nach seiner Rückkehr in seine Staaten hatte er nun
alle Hände voll zu thun, das Erlernte anzuwenden und die
Pläne zur Bildung seines Volkes in Ausführung zu bringen.
Er ließ nicht nur Bücher aus fremden Sprachen ins Rus-
sische übersetzen und Schuten anlegen, sondern erklärte auch
diejenigen,, welche nicht lesen und schreiben konnten, des
väterlichen Erbes für verlustig. Er führte den Gebrauch
des Schreibpapiers in Rußland ein und schaffte eine Buch-
druckerei von Holland nach Moskau, der damaligen Haupt-
stadt des Reiches. Zu Petersburg, das er 1703 mit
unglaublicher Anstrengung auf einem Sumpfe erbauen ließ
und zu seiner Residenz erhob, errichtete er eine Apotheke,
eine Sternwarte und eine Akademie der Wissenschaften; er
schaffte die slavische Sitte ab, vor dem Zaren niederzufallen,
verbot die langen russischen Bürte, führte die Post ein,
beförderte Handel und Schiffahrt und brachte durch Berufung
auswärtiger Handwerker und Künstler die Gewerbe in Auf-
nahme. Das alles war die Frucht seiner Reisen, auf denen
er alles mit eigenen Augen gesehen und, wo er nur immer
konnte, selbst Hand angelegt hatte. Jetzt sah er erst, wie
weit sein Volk noch zurück war, und wie er es angreifen
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
TM Hauptwörter (200): [T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland]]
Extrahierte Personennamen: Peter_Michaelas
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Holland England Deutschland Holland Holland England Rußland Holland Moskau Petersburg
224
156. August Hermann Francke.
erzählt Francke, „und den klaren Himmel betrachtete, ward
mein Herz sehr im Glauben gestärkt, also, daß ich bei mir
selbst gedachte: wie herrlich ist es doch, wenn man nichts
hat und sich aus nichts verlassen kann, kennt aber den
lebendigen Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, und
setzet auf ihn allein sein Vertrauen. Kaum war ich nach-
hause zurückgekehrt, so kommt der Vauaufseher und ver-
langt Geld für die Arbeitsleute. -Ist was gekommen?"
fragte er. Ich antwortete: -Nein, aber ich habe Glauben
an Gott." Kaum hatte ich das Wort ausgeredet, so ließ
sich ein Student bei mir melden, welcher 30 Thaler von
jemand, den er nicht nennen wollte, brachte. Da ging ich
wieder in die Stube und fragte den andern, wie viel er
diesmal zur Bezahlung der Bauleute bedürfte? Er ant-
wortete: -Dreißig Thaler." Ich sagte: -Hier sind sie",
und fragte dabei, ob er mehr brauchte? Er sagte: -Nein,"
was denn uns beide sehr stärkte, indem wir so gar augen-
scheinlich die Hand Gottes erkannten, die es in dem Augen-
blicke gab, da es von nöten war." — So wunderbar und
gnädig half der Herr unzähligemal. Das Haus wurde
fertig, obgleich ein ungläubiger Mensch gesagt hatte: „Wenn
die Mauer in die Höhe kommt, will ich mich dran hängen
lassen!" Wie bei der Erbauung, so ging es auch bei der
Erhaltung her: „Von Woche zu Woche, von Monat zu
Monat," sagt Francke, „hat mir der Herr zugebröckelt, wie
man den kleinen Küchlein das Brot zubröckelt, was die
Notdurft erfordert." Immerhin ging's nicht selten durch
großes Gedränge, und doch konnte Francke auf die Frage:
„Habt ihr auch je Mangel gehabt?" in Wahrheit mit den
Jüngern des Herrn antworten: „Herr, nie keinen!" Zur
Zeit seines Todes 1727 waren im Waisenhause 143 Waisen-
kinder unter 10 Aufsehern, 2207 Kinder und Jünglinge,
die in den verschiedenen Schulen von 175 Lehrern meist
unentgeltlich unterrichtet wurden. 150 Schüler und 225
arme Studenten wurden aus der Kasse des Waisenhauses
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Extrahierte Personennamen: August Hermann_Francke Francke Francke Francke